Inzwischen ist beinahe ein gesamter Monat vergangen seit wir angekommen sind. Für uns hat sich vieles verändert und es gab so manches zu organisieren, zu erledigen und abzuarbeiten. Um die Reise dennoch würdig abzuschließen möchte ich hier einen Blogeintrag nachschieben und von unseren letzten Taten und Tagen auf See berichten.
Erst verwechseln wir den Industriehafen von Grena wegen mangelhafter Navigation mit dem Sportboothafen, drehen dann doch noch rechtzeitig ab und kommen letzten Endes nach Einbruch der Dunkelheit in dem recht kleinen, schlecht beleuchteten Hafen an, der zu unserer Begeisterung jedoch nicht nur gut geschützt, sondern auch beinahe leer ist und damit eine gute Auswahl an Liegeplätzen bereit hält. Clarissa findet Internet um ihre Unikurse zu belegen und eine günstige Waschmaschine finden wir auch. Einen Tag später geht es bereits weiter durch den kleinen Belt. Wir haben Glück und erwischen eine gute Wetterperiode, machen erst sieben Knoten Fahrt auf unser ersehntes Ziel zu, bis der Wind gegen uns dreht, bald schwächer wird und wir so die Nacht über gute Fahrt unter Motor machen können. Am Ende des Belts frischt der Wind dann wieder auf und wir kreuzen noch einige Stunden bis wir endlich in Fynshav auf der dänischen Insel Als ankommen. Tagsüber sehen wir uns auf einmal mit einem völlig neuen Problem konfrontiert: Etliche Segelboote kreuzen unseren Weg und erlauben es nun definitiv nicht mehr, dass wir das Boot ohne Aufsicht fahren lassen. In Fynshav angekommen, wagen wir einen ersten Anlauf in den flachen Hafen, dessen Einfahrt in der Karte akribisch beschrieben steht. An der Oberfläche sehen wir bereits schlickartige Verunreinigungen und – wer hätte es gedacht – finden uns kurze Zeit später im weichen Schlamm wieder. Rückwärts raus, neuer Anlauf. Wieder nichts. Dann warten wir eben auf die Segler hinter uns, vielleicht kennen die ja den richtigen Weg. Unsere Warnung tut man mit lässiger Handgeste ab, dann versieht sich das deutsche Boot auch bald tief im Schlick und scheint kräftig kämpfen zu müssen. Zu meiner Verwunderung gibt der Skipper jedoch weiter Gas in Richtung des Hafens und siehe da, erst eine, dann die zweite Yacht schafft es in das tiefere Hafenbecken. Wir nehmen Anlauf und diesmal kommen wir komplett ungebremst in den Hafen, legen an und genießen die Ruhe in diesem beschaulichen kleinen Dörfchen.
Innerhalb von wenigen Stunden schaffen wir es am Tag darauf bis in die Schlei, liegen in Maasholm, wo es keinen Geldautomaten mehr gibt und wir somit auch keine Duschkarte kaufen können. Ein halbes Jahr sind wir bereits ohne Euro unterwegs. Ich trampe kurzerhand bis Kappeln und zurück während Clarissa sich bereits ans Putzen macht. Eine Aufgabe die uns bis zum 18.09. beschäftigt, schließlich wollen wir alle glänzen.
Als es endlich soweit ist und wir ablegen wollen, steht starker Wind aufs Heck unserer Takamaka. Selbst als ich vollen Schub rückwärts gebe, bewegen wir uns kaum von der Stelle und nur mit Hilfe von zwei Leinen kommen wir aus unserer Box heraus. Der Ableger verläuft nahezu ebenso scheußlich wie der darauf folgende Anleger im Heimathafen und wir können halb glücklich, halb traurig feststellen, dass dies die wohl schlechtesten Manöver des vergangenen Jahres gewesen sein müssen. Mein Bruder steht bereits an Land, weißt uns in unsere neue Box ein und ein Nachbarschiff hupt uns freundlich zum Empfang. Später kommen noch Claris Freunde zum Grillen vorbei – rundum eine gelungene Ankunft!
Über 25.000 Kilometer haben wir insgesamt zurückgelegt, Stürme durchstanden, Sonne und Eis genossen, Wale, Delfine, Moschusochsen, zahllose Vögel, Fische und Schildkröten gesehen und sind wieder heil in Deutschland angekommen. Welch ein Erlebnis, welch eine Freude!
Nun ist das große Abenteuer vorbei, viele kleinere folgen: Clarissa darf ihr Studium beenden und ich schon in wenigen Tagen mit meinem neuen Job beginnen. Wir fahren noch am nächsten Morgen in den Süden, feiern so manches Fest, packen all meinen Besitz in Kartons und genießen die Nähe zu Familie und Freunden.
Wir möchten uns ganz herzlich bei unseren Familien, bei unseren Freunden, bei unseren Lesern und auch bei unseren Sponsoren für das Interesse bedanken! Besonders herzlich möchte ich mich beim NV Verlag für die zahlreichen Karten und Bücher, die uns sicher durch die Karibik, die Nordsee und Ostsee begleitet haben, bedanken! Vielen Dank!
Am 23.01.2016 um 20 Uhr werden wir übrigens unseren ersten Vortrag zur Reise halten und mit den schönsten Bildern hinterlegen. Wer kommen möchte ist herzlich ins Sudhaus in Tübingen (Hechingerstraße 203, 72072 Tübingen) eingeladen. Der Eintritt ist kostenlos, der Mitarbeiter des Hauses und wir freuen uns jedoch über eine kleine Spende.
Ps.: Heute ist die Antwort der kanadischen Regierung auf meinen Einspruch wegen des verhängten Ordnungsgeldes (in Höhe von 1000 Kanadischen Dollar) bei mir angekommen. Dem Einspruch wurde nach erneuter Einsichtnahme der Gründe und unter der Berücksichtigung unserer Situation stattgegeben. Man entschuldigt sich förmlich für die entstandenen Unannehmlichkeiten und erbittet sich einen Zeitraum von 8 Wochen um das Geld zu erstatten. Warum nicht gleich so? Vielen Dank!